Die erste Woche zuhause ist wie im Flug vergangen. Wo sind nur die Tage hin??
Im Moment kann ich es kaum glauben, dass ich erst ein paar Tage zuhause bin.
Die ersten Tage waren anstrengend, aber auch sehr schön.
Ich versuche mal chronologisch zu erzählen:
Am Wochenende haben wir es noch ruhig angehen lassen.
Mein Highlight: ich bin vom Schlafzimmer ins Bad zum Duschen gelaufen, habe auf einem Stuhl sitzend geduscht und bin anschließend aufgestanden und wieder zurück gelaufen.
Das mag für Euch selbstverständlich sein – für mich war es das nicht!
Am Montag kam Elke, meine Physiotherapeutin zur Lymphdrainage. Ich war sehr froh darüber, denn durch die lange Autofahrt und die Mehrbelastung am Wochenende, waren meine Beine wieder sehr angeschwollen. Sogar erschreckend angeschwollen – wie zu den schlimmsten Zeiten.
Am Montag Abend kam auch Dr. S., mein Hausarzt. Als er hereinkam, stand ich vom Rollstuhl auf und habe ihn im Stehen erwartet und begrüsst. Er war vor Freude ausser sich und hätte mich in seiner Euphorie, als er mich vor Freude umarmte, beinahe umgerannt…
Die Ärzte in der Reha hatten mich sehr vor einer Thrombose gewarnt, weil ich keine Blutverdünner mehr nehme. Deswegen machte Dr. S. direkt einen Bluttest um es zu kontrollieren. Absolut kein Grund zur Beunruhigung – alles gut. 🙂
Der Dienstag war sehr anstrengend. Ich sollte meinen neuen Rollstuhl bekommen. Leider hat das wieder nicht funktioniert. Ich kann die Fusstützen nicht alleine zur Seite klappen- was Unsinn ist, da ich dann nicht aufstehen kann. Und der Rollstuhl ist sehr niedrig, so dass ich dadurch auch nur sehr schwer aufstehen kann. Mein rechtes, noch nicht operiertes Bein kann ich kaum belasten und dann steht es sich aus etwas höherer Position viel einfacher auf.
Also musste der Mitarbeiter der Firma Orthotec den Rollstuhl wieder mitnehmen, weitere Anpassungen vornehmen und wir können ihn nächste Woche holen.
Am Mittwoch war mein Mann das erste Mal seit meiner Rückkehr im Büro. Ich war also auf mich allein gestellt und bin an meine Grenzen gestossen. 🙂
Ich dachte, ich könne wirklich alles alleine machen…
Nach der morgendlichen Lymphdrainage wollte ich aus dem Bett aufstehen, um in den Wohnraum zu gehen. Pustekuchen! Alles nicht so einfach, wenn man alleine ist…. ich brauchte fast 1 Stunde um von dem niedrigen Bett hoch zukommen (mittlerweile gehts schneller 🙂 ).
Wenn ich dann mal stehe, geht es recht gut und ich bin in den Wohnraum gelaufen.
Nun wollte ich mir etwas zum Mittagessen machen. Da ich mit dem Elektrorolli nicht in die Küche komme, blieb mir nichts anderes über als zu laufen.
Puuh.. ich schwitze jetzt noch, wenn ich daran denke. Ich kann in der Küche nirgends absitzen und musste alles im Stehen herrichten, irgendwie transportieren und zum Rolli zurück.
Aber ich habe es geschafft….. durchschwitzt und mit schmerzenden Knien…. frustriert und doch glücklich. Es ist schwer die Berg- und Talfahrt meiner Gefühle zu beschreiben.
Einesteils freue ich mich sehr darüber, dass es mir so gut geht – andererseits möchte ich viel mehr machen und stosse dauernd an meine Grenzen.
Aber ich merke auch, dass es von Tag zu Tag besser wird.
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eines der „kleineren“ Zelte |
Übrigens, nachdem meine Physiotherapeutin die Bilder von meinem „Reha-AusTRITT“ sah, meinte sie, dass meine Klamotten ja wohl gar nicht mehr gehen…. 🙂
Natürlich sind alle meine Klamotten ca. 10 Größen zu weit und erinnern eher an Zelte als an Kleidungsstücke. Das hat mich im Rollstuhl sitzend nicht so sehr gestört, im Gegenteil umso weiter die Klamotten, desto bequemer.
Aber jetzt beim Laufen sieht das ganz anders aus. Es ist sogar gefährlich, weil alles ständig rutscht, die Hosen einen halben Meter zu lang sind und ich aufpassen muss nicht darauf zu treten und auszurutschen.
Nun gibt es aber einfachere Sachen als für mich Kleidung zu kaufen.
Die viele überschüssige Haut will schließlich auch verpackt werden und das geht mit „normalen“ Größen leider immer noch nicht.
Ich kenne nur eine einzige Person auf dieser Welt, die mir helfen kann, mich trotzdem gut anzuziehen: Gudrun Koenen!!
Mein Mann und ich haben also beschlossen über Ostern nach Köln zu fahren und am Samstag bei Gudrun ausführlich zu shoppen. Gott sei Dank hat sie Zeit für mich und freut sich auf unseren Besuch.
Natürlich werden wir die Gelegenheit nutzen und Familie und Freunde ebenfalls treffen – aber der eigentliche Grund, warum wir dorthin fahren – ich werde mich komplett neu einkleiden. 🙂
Schließlich fahren wir eine Woche später zum Backnanger Wollefest und wiederum zwei Wochen später nach Helmstedt.
Wenn ich aufstehe um Euch in die Arme zu schließen, wäre es doch schlecht, wenn ich dabei über meine Zelte stolpere, oder? 😉